FIESE FINGERFOOD
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Kinderreim I
„Das ist der Daumen,
der schüttelt die Pflaumen,
der hebt sie auf,
der trägt sie nach Haus‘
und der kleine Schlingel isst sie alle, alle auf.“
im haus ist es still. die kellertüre steht wie immer einen spaltbreit auf und durch die schmalen ritzen des verandafensters weht ein leise pfeifendes lüftchen herüber.
der kleine knorrige mann mit der weiten hose und den löchrigen wollsocken ist allein. hockt leicht fröstelnd in seinem schaukelstuhl und betrachtet stumm seine finger.
fünf finger an jeder hand.
das ist der daumen. der ist groß und stark. das muss er auch sein. schließlich muss er kräftig zupacken können.
der schüttelt die pflaumen. dann lachen sie spitz und werden ganz wild. können gar nicht genug bekommen und vergessen am Ende sogar ihre gute kinderstube.
der hebt sie auf. die kraftlos zusammengesackten. legt sie behut-sam auf das wollene tuch und rollt die durchsichtige nylonschnur wieder auf. wickelt sie sorgfältig ein, damit sie nicht in einem unbedachten augenblick herausfallen und wirft sie sich über die schulter. die schlaffen warmen körper.
der trägt sie nach haus‘. über die dünen, auf der deichstrasse entlang, bringt sie hinunter in den dunklen modrigen verschlag, in dem sie alle erstmal liegen. zartfleischig und nackt wie gott sie erschaffen hat. und uns mit ihrem allerletzten duft betören, die schönen kalten.
und der kleine schlingel isst sie alle, alle auf! mit vorliebe die blauäugigen, die blondgelockten in den sternenklaren vollmondnächten und die mit den mandelaugen, wenn er etwas besonderes zu feiern hat.
im haus ist es still. auf dem aschespeienden kohleofen steht wieder der große gusseiserne topf. ab und an weht ein schwerer süßlicher duft herüber.
der knorrige kauz mit der weiten hose und den löchrigen wollsocken schaukelt keck in seinem hölzernen Stuhl und reibt sich leise grunzend mit der hand über den bauch.